Pflanzenwelt in Langenbach +++ Schmalblättriges Weidenröschen

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Autor Sven Dienstbach

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Schmalblättriges Weidenröschen     (Epilóbium angustifólium)

Sven Dienstbach

Systematik:

Steckbrief:

Zeigerwerte: (info)

Abteilung:
Spermatophyta (Samenpflanzen)
Unterabteilung:
Angiospermae (Bedecktsamige Pflanzen)
Klasse:
Dicotyledoneae (Zweikeimblättrige Pflanzen)
Unterklasse:
Rosidae (Rosenähnliche)
Ordnung:
Myrtales
(Myrtenartige)
Familie:
Onagraceae (Nachtkerzengewächse)
Unterfamilie:
-
Gattung:
Epilobium (Weidenröschen)

Name (dt.): Schmalblättriges Weidenröschen
andere Namen (dt.): Stauden-Feuerkraut, Wald-Weidenröschen, Schmalblatt-Weidenröschen, Waldschlag-Weidenröschen, Trümmerblümchen
Name (lt.): Epilóbium angustifólium
andere Namen (lat.): Chamaenérion angustifólium, Chamérion angustifólium
Familie (dt.): Nachtkerzengewächse
Familie (lat.): Onagráceae
Blütezeit: Juni - August
Größe: 50 - 200 cm
Giftig:
Geschützt:
auf Roter Liste:
Verwendung:

 
Lichtzahl: 8
Temperaturzahl: x
Kontinentalitätszahl: 5
Feuchtezahl: 5
Reaktionszahl: 5
Stickstoffzahl: 8
Salzzahl: 0
 


 

Bilder:
(zum Vergrößern bitte anklicken)

 

Gesamtansicht (klicken zum Vergrößern)
Blüte (klicken zum Vergrößern)
Blüten (klicken zum Vergrößern)
Blatt (klicken zum Vergrößern)

 

 

Erkennungsmerkmale:
 
Die rötlichen Blütenblätter sind zwischen 1,2 und 1,5 cm lang. Auf der Unterseite zeigen die lanzettlich geformten Blätter deutliche Adern. Der Stengel ist in den meisten Fällen kahl.


Beschreibung:
 
Der Stengel des Schmalblättrigen Weidenröschens ist aufrecht bis aufsteigend und im Querschnitt rund bis leicht kantig. Meist erscheint er einfach ohne weitere Verzweigungen und ist kahl, oft kann man eine rötliche Färbung beobachten. Er erscheint im Frühjahr aus dem weit kriechenden Wurzelstock der Pflanze und stirbt im Winter wieder ab.. An diesem Stiel sitzen wechselständig die lanzettlichen Blätter, manchmal sind sie aber auch kurz gestielt. Sie können zwischen 2,5 und 20 cm lag werden, die Breite reicht von 0,4 bis 3,5 cm. Die Stengelblätter gehen mit zunehmender Höhe in Hochblätter über, welche eine pfriemartige Spitze aufweisen. Auf der Unterseite erscheinen die Blätter blaugrün gefärbt mit deutlich hervortretenden Seitennerven, auf der Oberseite weisen sie eine dunkelgrüne Färbung auf. Der Rand der Blätter ist gezahnt, die kleinen Zähne sind manchmal zurückgerollt.

Bezüglich der Symmetrie werden die Blüten zu den leicht zygomorphen Blüten (Blüten können nur durch eine Symmetrieebene in zwei spiegelbildliche Hälften zerlegt werden) gerechnet. Die Einzelblüten mit einem Durchmesser zwischen 20 und 40 mm stehen dabei in 20 bis 50 cm langen, aufrecht stehenden, endständigen und lockeren vielblütigen Trauben und besitzen manchmal eine kurze Röhre, der Achsenbecher ist kurz oder auch gar nicht entwickelt. Fast so lang wie die Blütenkronblätter sind die lineal -lanzettlich geformten, rötlichen Kelchblätter. Die Blütenkrone erscheint flach ausgebreitet und purpurrot (selten aber auch weiß) gefärbt, die 4 gestielten verkehrt-eiförmigen Blütenkronblätter sind kurz genagelt. Dabei sind die oberen Kronblätter breiter als die anderen. Am Grund sind die 8 zusammenneigenden Staubblätter, welche den purpurrosa gefärbten Pollen tragen, verbreitert, der 1 bis 2 cm lange Griffel ist abwärts geneigt und meistens am Grund behaart. Die sternförmig ausgebreitete Narbe ist vierteilig. Der Fruchtknoten ist auffällig lang und unterständig.

Als Frucht bildet die Pflanze lange fachspaltige Kapseln, die oft ebenfalls rötlich erscheinen und mit sehr kurzen Haaren versehen sind. Beim Aufspringen rollen sich die Kapselteile zurück. Die darin enthaltenen länglichen und glatten Samen sind zwischen 1 und 1,3 mm lang und weisen eine Haarschopf auf mit dem sie ähnlich den Samen des Löwenzahns weite Strecken durch den Wind getragen werden können.


Standort:
 
Das Schmalblättrige Weidenröschen bevorzugt frische nährstoffreiche und vorzugsweise kalkarme humose oder rohe Lehmböden. Finden kann man es daher vor allem an Waldwegen, in Laub-, Misch- und Nadelwäldern, auf Schuttplätzen und Kahlschlägen, Lichtungen, Gebüschen, Ödland, Bahnschotter, an Ufern und in den Alpen in Felsschutt. Die Pflanze ist verbreitet und kann in Tirol sogar noch in Höhen bis 2.400 m ü. NN gefunden werden.


Verbreitung und Schutz:
 
In folgenden Gebieten ist die Pflanze zu finden: Alpen, nördliches Alpenvorland, Süddeutsches Schichtstufenland, zentraleuropäische Mittelgebirgsschwelle, norddeutsches Flachland und Watten- und Marschküste der Nordsee sowie Insel- und Boddenküste Schleswig-Holsteins und Mecklenburgs. Das Schmalblütige Weidenröschen ist eine indigene, also einheimische Art. Bezüglich seiner Häufigkeit gilt es als verbreitet (zeigt somit nur regionale Lücken). Wo man es findet, steht es meist in ausgedehnten und individuenreichen Beständen. Außer in Deutschland kann man dieses Weidenröschen in Europa auch in Dänemark, Holland, Belgien, Frankreich, der Schweiz, Österreich, Polen, Luxemburg und in der Tschechischen Republik finden, teilweise wird es auch als Zierpflanze im Garten angepflanzt. Zu finden ist es außerdem in Nord-Amerika (einschließlich Grönland), Asien, Madeira und auf den Kanarischen Inseln und zeigt dabei eine circumpolare Verbreitung. Bezüglich der Klimazone findet man es meridional bis arktisch, weiterhin gilt es als mäßig urbanophob (vorwiegend außerhalb von Städten zu finden).

Das Schmalblättrige Weidenröschen ist weder durch die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) noch durch die FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) geschützt, weiterhin ist es nicht durch die Berner Konvention erfasst oder durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (in der EU über die CITES-Verordnung umgesetzt) geschützt. Es gilt bei uns als ungefährdet und ist daher weder in der Roten Liste von Hessen noch in der Roten Liste der BRD als gefährdet eingestuft.


Wissenswertes:
 
Das Schmalblättrige Weidenröschen ist ein Hemikryptophyt (Staudenpflanze mit dicht unter der Erde liegenden Erneuerungsknospen) und gehört zu den ausdauernden Pflanzen (mehrjährig, blüht also mehrmals im Leben). Die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Dabei bilden die Kelch- und die Kronblätter den Schauapparat welcher die Insekten anlockt. Diese landen dann auf den Staubblättern, wodurch der Pollen an der Unterseite der Insekten angeheftet wird. Nach dem verwelken der Staubblätter krümmen sich in der Blüte die Staubblätter nach unten und die Narbe wird vorgestreckt und dient fortan als Landeplatz. Dabei wird dann der Pollen von anderen Blüten von der Unterseite der Insekten auf die Narbe übertragen. Eine weitere Besonderheit ist, dass unter anderem an dieser Pflanze 1790 von Sprengel die Fremdbestäubung entdeckt und beschrieben wurde, mit seinem Werk "Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen", erschienen 1793, begründete er die moderne Blütenökologie. Wie bei so vielen Gelehrten wurde aber auch ihm zu Lebzeiten nicht die entsprechende Anerkennung zuteil, einer seiner größten Kritiker war dabei Johann Wolfgang von Goethe.

Das Reifen der männlichen Blütenorgane vor den weiblichen Blütenorganen wird als proterandrisch bezeichnet. Dadurch wird die beschriebene Fremdbestäubung sichergestellt, da in einer Blüte nie gleichzeitig männliche und weibliche Blütenorgane reif sind. Der Pollen kann somit nur zur Befruchtung einer anderen Blüte führen bzw. die Narbe derselben Blüte kann nur durch Pollen einer anderen Blüte befruchtet werden. Zusätzlich beginnt das Aufblühen der Blüten in der Blütentraube von unten und setzt sich nach oben hin fort. Dadurch wird ebenfalls die Fremdbestäubung gefördert. Für das Schmalblättrige Weidenröschen wird berichtet, dass sich in höheren Lagen die Abfolge ändert und dann die weiblichen Blütenorgane vor den männlichen reifen (proterogyn).

Der Blütenaufbau ist leicht zygomorph (Blüte kann nur durch eine Symmetrieebene in zwei spiegelbildliche Hälften zerlegt werden), die Form der Blüte wird interessanterweise durch die Schwerkraft eingestellt (sogenannter Gravitropismus), was sich durch Versuche in einem Klinostaten (rotierendes Gerät das den Einfluss der Schwerkraft ausschaltet) zeigen ließ, die Blüten wurden dadurch radiärsymmetrisch (durch mehrere Symmetrieebenen in mehrer spiegelbildliche Hälften zerlegbar).

Der Pollen wird in Tetraden ausgebildet. Dies ist insofern von Bedeutung, als normalerweise 4 Pollenkörner bei der Teilung der Vorgängerzelle entstehen (wie auch beim Menschen aus einer Vorläuferzelle 4 Samenzellen werden). Diese 4 Pollenkörner werden bei dieser Art jedoch nicht getrennt. Durch einen Stoff namens Viscin werden sie zusammengeklebt und werden somit gemeinsam als Einheit verbreitet. Dies gilt als Anpassung an die vielsamigen Fruchtknoten.

Zur Verbreitung der Pflanze gibt es verschiedene Mechanismen. Zum Einen kann eine vegetative Vermehrung erfolgen durch Wurzelsprosse und Verzweigungen des weitverzweigten Rhizoms. Die weite Verzweigung macht das Weidenröschen an seinen bevorzugten Standorten (z.B. Kahlschläge) zu einer sehr wertvollen Pflanze, da sie dadurch den Boden festigt und ein wegschwemmen der fruchtbaren Bodenschicht verhindert. Die Verbreitung über Samen kann anemochor (durch den Wind) oder hemerochor (über Kulturfolge des Menschen beispielsweise durch verunreinigtes Getreide) erfolgen. Die Windausbreitung wird durch die an den Samen befindlichen Haarschöpfe ermöglicht, die kleinen Samen nutzen diese als Schirm und können mit dem Wind über 10 km weit getragen werden. Die Samen selbst sind Lichtkeimer, keimen also selbst bei ansonsten optimalen Bedingungen wie Feuchtigkeit und Temperatur nur aus, wenn sie nicht durch Erde oder andere lichtverdeckende Gegenstände (z.B. dicke Lage Blätter) verdeckt sind. Dies verhindert ein Auskeimen an Orten, wo die Pflanzen mit anderen Pflanzen in starker Konkurrenz um ausreichend Licht stehen würden, dies erklärt auch die hohe Lichtzahl bei den Zeigerwerten.

Der Gattungsname "Epilobium" leitet sich aus dem griechischen ab: "Epi" bedeutet auf oder aufrecht und "Lobion" bedeutet Schötchen. Dies verweist auf die oberhalb des schotenförmigen Fruchtknotens liegende Blütenkrone hin. Der Artname "angustifolium" bedeutet schmalblättrig und setzt sich zusammen aus den lateinischen Worten "angustus", was eng oder schmal bedeutet, und "folius", was übersetzt Blatt heißt, zusammen. Die deutsche Bezeichnung Weidenröschen geht wohl auf die Ähnlichkeit der Blätter mit denen von Weiden zurück sowie auf die rötlichen Blüten. Ein weiterer deutscher Name, Feuerkraut, geht darauf zurück, dass dieses Weidenröschen zu den ersten Pflanzen zählt, die nach einem Feuer eine Fläche neu besiedeln, es handelt sich also um eine ausgesprochene Pionierpflanze.
Die Verwendung der Pflanze ist sehr vielfältig. Die jungen Blätter können als Salat oder als kohlähnliches Gemüse verwendet werden. Sie sind leicht säuerlich, was auf einen hohen Vitamin C Gehalt zurückgeführt wird, daher sollte man sie mit anderen Kräutern mischen. Alleine oder zusammen mit den Blüten kann man außerdem einen Tee herstellen ("Teeblom"). Der Tee aus den gerbstoffreichen Blättern gilt in der Volksmedizin als wirksames Mittel bei gutartigen Prostatabeschwerden, diese Wirkung wurde wohl auch bereits klinisch bestätigt. Der Tee soll auch harntreibend sein. Auch die jungen Triebe können als Gemüse verwendet werden. Die jungen Stocksprossenwerden vor der Blüte geerntet und wie Spargel zubereitet, sie schmecken etwas süßlich und ergeben ein vorzügliches Gemüse. Aus den Haarschöpfen wurde sogar eine durchaus brauchbare Wolle gesponnen. Es wird berichtet dass die Indianer sie mit Ziegenwolle gemischt und dann für ihre Decken und Umhänge verwendet haben. Von einem Stamm wird berichtet, dass aus den Fasern der Pflanze Schnüre für Fischernetze hergestellt wurden. Die Blüten können außerdem als essbare Dekoration für verschiedene Gerichte verwendet werden.

An Inhaltsstoffen findet man Gerbstoffe, Flavonoide, Triterpenoide und Phytosterine, darunter vor allem das in kaum einer anderen Pflanze in medizinisch verwertbarer Form zu findende Beta-Sitosterin. Dieses beeinflusst das hormonelle Gleichgewicht in der Prostata positiv und hat in zahlreichen Untersuchungen seine Wirksamkeit bewiesen.

    

(Sven Dienstbach)       


(c) 2008 Heimat- und Geschichtsverein, 35789-Weilmünster-Langenbach