| Möglicherweise hat Langenbach zur Zeit der fränkischen Landnahme (1. Häfte der zweiten Siedlungsperiode) schon bestanden. Leider gibt es so gut wie keine Aufzeichnungen, kaum Funde, Grundmauern, Gebäudereste die
das belegen könnten. Überhaupt waren Häuser vornehmlich aus Holz gebaut, mit Stroh gedeckt und deshalb “vergänglich”. Außerdem brach mit dem Rückzug der Römer ein Zeitkapitel an, das sich lokal nicht genau rekonstruieren läßt. Lesen und Schreiben konnte in der dörflichen Gemeinschaft so gut wie niemand und so lassen sich nur Vermutungen anstellen, wie sich der Ort entwickelt haben könnte. Zumindest entstanden mit den Germanen Einzelhöfe und Weiler. Die Zunahme der Reihengräberfunde aus der
Zeit nach dem 5. Jahrhundert läßt auf einen deutlichen Bevölkerungsanstieg und die Siedlungsverdichtung zu Kleindörfern schließen. Das Getreide-Viehbauerntum einer stadtlosen Agrargesellschaft mit einem strengen Gesellschaftsaufbau entwickelten sich.
Am Beginn der fränkischen
Landnahme steht die Besiegung der Alemannen durch den Merowinger Chlodwig um das Jahr 497 n. Chr. Sie begannen ebenfalls, Siedlungen anzulegen und zu roden. Mit der Landnahme war eine Ausdehnung der fränkischen Herrschaft nach Osten verbunden; das Frankenreich gliederte sich nun in Neustrien (das heutige Frankreich), Austrasien oder Austrien (das Ost-Frankenreich, also unsere Gegend) und Burgund, das jedoch ständig um die Bewahrung seiner Eigenständigkeit bemüht war.
Die zuerst besiedelten Gebiete bildeten das sogenannte "Altsiedelland". Einzelhöfe, Weiler und Gehöftgruppen stellen die typischen frühmittelalterlichen Siedlungsformen dar. Land wurde urbar gemacht. In der Flur setzte sich die Drei-Felder-Wirtschaft als neue Landnutzungsform anstelle der bisherigen
Landwechselwirtschaft durch. die dreijährige Rotation von Wintergetreide, Sommergetreide und Brache ist ein Kulturlandschaftselement, das bis in unser Jahrhundert überdauert hat. Man kannte Pflug und Egge, aber noch nicht die Sense. Das weite Land war gemeinsamer Besitz (= Allmende).
Mit den Franken kam nach 500 n.Chr. auch das Christentum in unsere Gegend. Die Kirche gewann langsam an Bedeutung. Erste Kirchen wurden in Form von Holzkirchen erbaut. Ob Langenbach bereits vor 1500 Jahren eine Holzkirche besessen hatte, ist zwar nicht nachvollziehbar, wäre aber durchaus möglich gewesen. Vielleicht wechselte unser aus einem römischen Kastell mitgebrachte Säulenkopf (jetziges Taufbecken) seine Bestimmung. Vielleicht
vom Opfertisch zum Kirchenrequisit (Altar?).
Ab ca. 700 n.Chr. begann die Missionierung, Erbauung von Klöstern. Das Benediktinerkloster Fulda wurde 744 durch Sturmius, einen Schüler des Bonifatius, gegründet. Die dort lebenden Mönche waren gebildet, konnten lesen und schreiben,
und so wurde langsam wieder das Zeitgeschehen schriftlich festgehalten (Im Codex Fuldensis). Im 9. Jahrhundert war Fulda einer der wichtigsten Schreiborte mit einer bedeutenden Bibliothek.
Karl der Große gab um 800 n.Chr. in den "Capitulare de villis" Anweisungen für
die Landbewirtschaftung. Die Höfe lagen vielfach an kleinen Bächen oder Flüssen. Erst im 10./11. Jahrhundert war diese Entwicklung abgeschlossen. Die neuen Gebiete wurden durch Königshöfe gesichert und verwaltet. Die Gauverfassung wurde um die Jahrtausendwende aufgelöst. Reichsgut wurde zum Erbgut. Von nun an bestimmten der Ortsadel und andere Grundherren die Geschicke der Siedlungsorte. (Jürgen Caspari)
910-950 Bau der Langenbacher Kirche?
Die Bauzeit unserer jetzigen Langenbacher Kirche als Gebäude aus Stein wird jedenfalls von Fachleuten auf Grund von Bauelementen, Abschlüsse der Säulen zum
Chor hin auf ca. 1000 n.Chr. datiert. Sie muss also schon sehr, sehr früh bestanden haben. Wenn es hier schon so früh eine Kirche gab, ist ziemlich sicher, daß auch Langenbach schon sehr früh, also mindestens in fränkischer Zeit, bestanden haben muss. Vielleicht war Gründer der aus Stein gebauten Kirche der fränkische Konradiner Gaugraf Korad Kurzbold. Als Sohn des 902 gefallenen Konradiners Eberhard von Niederlahngau wurde Konrad Kurzbold am 10.2.910 in Frankfurt der Königshof Brechen
verliehen zur Ausstattung der Kirche, die er zu Limburg an der Lahn in seiner Grafschaft bauen wollte. Konrad gründete das Georgenstift Limburg an der Lahn und legte den Grundstein zum Dom. Schutzpatron der Langenbacher Kirche war ebenso der heilige Georg. Da man weiß, daß die Herren von Merenberg als Vorgänger der Nassauer im 12. Jahrhundert Vögte über Limburger Stiftbesitz und auch zu Langenbach geworden waren, ist fast sicher, daß auch das Langenbacher Georgspatrozinium von der Limburger
Stiftskirche herrühren muß, und demzufolge vielleicht bereits zwischen 910 und 950 als steinerne Kirche erbaut wurde. (Herbert Keiper) |