| (Autor: Jürgen Caspari)
Bei dem Familiennamen Caspari
wird immer wieder irrtümlich angenommen, der Name gehe auf italienische Vorfahren zurück. Das ist absolut falsch, denn in Italien ist der Nachname “Caspari” bei weitem nicht so verbreitet wie hier. Caspari ist, genau wie die Nachnamen Pauli, Wilhelmi und Georgi eine patronymische, latinisierte Ableitung des alten deutschen Vornamens Caspar. Ein Patronym wird auch “Vatername” genannt. Dies bedeutet nichts anderes, als daß
der Ur-Namensgeber, oder besser gesagt Stammvater des Familiennamens „Caspari“ den Vornamen Caspar hatte. Im Falle der Linie “Caspari” läßt sich das zurückverfolgen auf die Persönlichkeit Caspar im Mönchhof
(*1470, +1541). In dieser Zeit war es noch allgemein üblich, dem Vornamen eine Ortsangabe hinzuzufügen, da die Bevölkerungsdichte bei weitem noch nicht so hoch war wie heute. Der Vorname Caspar (spätere Ableitung auch “Kaspar”, ab ca. 18. Jhdt.) ist ein sehr alter, und relativ früh erwähnter deutscher Vorname der auf Caspar, einen der heiligen drei Könige die seit dem 8. Jahrhundert in Deutschland die Namen “Caspar,
Melchior, Balthasar” tragen (siehe auch ökumenisches Heiligenlexikon), zurückgeht. Dabei stammt der Name Caspar aus dem Persischen und bedeutet “Schatzmeister”, bzw. frühethiopisch “innere Stadt” oder “Stadtkern”. Berühmte Persönlichkeiten mit diesem Vornamen waren zB. Kaspar Hauser und der deutsche Maler Caspar David Friedrich.
Die Latinisierung von Personennamen war vor allem bei Gelehrten des Mittelalters und bei den Humanisten der Renaissance
weit verbreitet. Das Lateinische war die Gelehrtensprache des Abendlandes und hatte gegenüber den Volkssprachen ein höheres Prestige. Vor allem im 16. Jahrhundert legte sich darum fast jeder abendländische Gelehrte einen Namen zu, der in der Regel die direkte lateinische Entsprechung des Geburtsnamens darstellte. Dies war gewissermaßen ein Umbruch zur Nutzung von Familiennamen. Während z.B. ein Sohn des Stammvaters “Caspar im Mönchhof” bereits „Caspars Hans
“ hieß, trugen die Enkel bereits den daraus lateisch übersetzten und nachgestellten Nachnamen „Caspari“ (lat. Genitiv). Bestes Beispiel ist auch das bekannte Wort „Anno Domini“, was übersetzt „Im Jahre des Herrn“ bedeutet (dominus = Herr). Heißt also jemand “Anna Caspari”, so bedeutet dies übersetzt nichts anderes als „des Caspars Anna“ oder besser: „Caspar’s Anna“. Genauso lassen sich weitere Nachnamen ableiten: Konradi von Konrad, Georgi von Georg und
Adami von Adam. Es gibt aber auch noch andere Beispiele: Philippi, Wilhelmi, Jacobi, Pauli, Henrici usw.... Diese Form der Namens- oder Zugehörigkeitsverknüpfung wurde übrigens auch unabhängig von Familiennamen rein umgangssprachlich bis ins letzte Jahrhundert fortgeführt. Mein Großvater beispielsweise ist hier bei älteren Mitbürgern heute noch als „Richards Richard“ bekannt (weil sein Vater auch Richard hieß), meine Mutter “Richards Elke”. Insbesondere in skandinavischen Ländern sind solche
Patronyme (Vaternamen) sehr verbreitet: Svensson (Sohn des Sven), Janson (Sohn des Jan), Karlsson (Sohn des Karl). In Island und auf den Färöerinseln gibt es aufgrund der dort eher geringen Bevölkerungsdichte (noch) keine richtigen Familiennamen und man benennt generell Söhne und sogar Töchter nach dem Vater: Jonsdottir (Tocher von Jon) usw. Bei dem Namen Caspari
läßt sich der Ursprung des Namens bis zum namensgebenden Stammvaters und sogar noch weiter zurückermitteln: Die Geschichte des Namens Caspari: Die ersten Ursprünge:
Zur fränkischen Zeit lebten die Verwalter des Königshofes kontaktnah im dorfähnlichen Lizzicha (Litzig). Hier fühlten sich jedoch die dem weltlichen Leben abgeneigten und deshalb von ihm getrennt lebenden Benediktiner-Mönche (seit 822 zur Benediktinerabtei Corvey bei Höxter gehörend) nicht wohl. Deshalb suchten sie um 870 auf ihrem weitläufigen Besitz eine Stelle, die für den Bau eines von Lizzicha abgelegenen Hofes alle Voraussetzungen bot. Eine solche fanden sie etwa 15 Gehminuten moselabwärts von Litzig entfernt. Das neue Anwesen nannten sie »Corveyer Hof«. Sie bauten außerdem eine Kapelle, die dem jüngeren Klosterheiligen St.Vitus geweiht war. An diesen erinnern die in unserm Jahrhundert untergegangene Trabener Weinbergslage Veitsberg und
die noch bestehende Flurbezeichnung Veitsgraben. Doch war es in der damaligen Zeit recht mühselig, und vor allem mit hohen Kosten verbunden, die jährlich notwendigen Abgaben des Hofes an Wein und Getreiden an die recht weit entfernte Corveyer Abtei an der Weser zu liefern. So war der Corveyer Hof ein weit entfernter Außenposten und man sprach recht früh davon, den Corveyer Hof bei Litzig verkaufen zu wollen. Die auf der unweiten Starkenburg lebenden Grafen zu Sponheim bekundeten ihr Interesse
und sicherten sich daraufhin bereits im 12. Jahrhundert ein Vorkaufsrecht. Nachdem die Bendiktinermönche den Corveyer Hof knapp 490 Jahre lang geführt hatten, erwarb im Jahre 1358 Johann III. von Sponheim, Sohn der Gräfin Loretta, die 1328 Erzbischof Balduin gefangen nahm, den Corveyer Besitz an der Mittelmosel für 2 700 florentinische Goldgulden und konnte als Lehnsherr darüber verfügen. Mit dem Hof war jedoch auch die Pflicht verbunden,
jährlich 4 Ohm Wein (zu 167 Ltr.) an den Aacher Hof in Traben zu liefern. Dafür war der Corveyer Hof vom Kirchenzehnten befreit. Ein Urkundentext im späten Mittelalter besagt, daß Peter von Dietzweiler und seine Ehefrau „Elßgin von Corpfey“ zu 1/2 und „Michels Gleßgin von Corpfey“ mit seiner Frau Else von Lötzbeuren zu 1/4 den Hof mit allen seinen Gütern, Freiheiten und Rechten, mit denen er von der Grafschaft ausgestattet war, „nützen und
gebruchen sollen“. Das Hofgut „Corveyer Hof“ (seit 870), Geburtsstätte des Stammvaters, bestand mehr als 800 Jahre, zerfiel jedoch ebenso wie seine Kapelle. Die erste Generation: (1445 - 1521) - Der Name „Caspar“ Peter Holderbaum von Corvey, * um 1445, + 1521 war verheiratet mit Gele (Angele), der Tochter des Peter von
Dietzweiler und übernahm seinerzeit von seinem Schwager Peter Birck von Dietzweiler den Corveyer Hof. Peter Holderbaum von Corvey war Kirchenmeister der Corveyer Kapelle von 1508-1521. Aus der Ehe mit Angele von Dietzweiler stammte ein Sohn: Caspar, der um 1470 geboren wurde und später mit dem Mönchhof bei Traben belehnt wurde. Er führte darauf den Namen Caspar im Mönchhof. Die zweite Generation (1470 - 1541) - Der Name „Caspars“ Caspar im Mönchhof
(in Traben, Grafschaft Sponheim) ist der namengebende Stammvater aller Casparis und Casparys, * um 1470, + 1541. Er wurde im Jahr 1500 zuerst genannt. Der Mönchhof war der Hof des Klosters Himmerod in Traben/Mosel mit dem einst Caspars Großvater Peter von Corvey (am 18.10.1437) belehnt wurde. 1507 wurde er Mönchhofmann und 1520 Erbe seines Großvaters. Der Mönchhof, ehemals im Besitz der Zisterzienserabtei Himmerod, ist eines der ältesten Weingüter an der Mosel.
Caspar im Mönchhof
war verheiratet mit Agnes (+ um 1560, Tochter von Noß Peter zu Rißbach, + 1519). Aus dieser Ehe werden fünf Kinder urkundlich erwähnt:
1.) Caspars Clesgen (* 1500, + zw 1570 und 1579) 2.) Caspars Joist (+ um 1572, 1562 mit dem Mönchhof belehnt) 3.) Caspars Ella, später Ella von Tell (verh. mit Fritz von Tell) 4.) Caspars Peter (begr. 27.12.1608) 5.) Caspars Hans (* um 1523, + 18.06.1603) Die dritte Generation (1530 - 1600) - Der Name „Caspari“ 1.) Caspars Clesgen war Corveyer Kaufmann seit 1521. Verheiratet mit Margarethe, Tochter von Hans Birck (+1521), später wahrscheinlich mit ... Meurer (?). Aus diesen Bünden stammen
wenigstens zwei Nachfahren: - Caspars Mathes od. Corveyer Mathes (+ 1579 und 1584) - Hans Burkhard zu Litzig (begr. 14.08.1635) 2.) Caspars Joist war 1562 mit dem Mönchhof belehnt und verheiratet mit Margarethe. Deren Kinder: - Caspar (erwähnt 1590-1599)
- Agnes (die vor 1581 Sebastian Irmel von Starkenburg heiratete, der wiederum 1599 mit dem Mönchhof belehnt wurde. 3.) Caspars Ella, später Ella von Tell 4.) Caspars Peter, Schöffe, Geschworener und Zender in Rißbach, verheiratet mit Tochter von Scheiters Thieß.
- Tochter Catharina, verheiratet um 1592 mit Caspar Jost aus Köln, Krämer in Trarbach 5.) Caspars Hans
war Aacher Hofmann seit 1555, die Belehnung erfolgte 1557. Der Aacherhof wurde bereits im Jahre 830 urkundlich erwähnt. Kaiser Ludwig der Fromme schenkte während seiner Regierungszeit zwischen 814 und 840 sein Trabener Hofgut an das Münster (Marienstift) zu Aachen. Daher kam der Name Aacher Hof. In diese Zeit fällt übrigens auch die erste urkundliche Erwähnung Trabens. Caspars Hans war katholisch getauft und wurde später lutherisch (Reformation). Verheiratet in erster Ehe mit Gertrud Theiß (+ vor 1570, Tochter von Theiß Schneider), in zweiter Ehe (vor 1570) mit Barbara Bender (Tochter von Hans Bender von Cröv) in dritter Ehe (vor 1594) mit Apollonia Waffenschmidt (Tochter von Jacob Waffenschmidt, Trarbach). Aus diesen Ehen stammten insgesamt sieben Kinder, die fortan nicht mehr den vorangestellten Namen „Caspars“ trugen, sondern die lateinische Genitivform „Caspari“ als Nachname. Dies waren quasi die allerersten „Casparis“:
Der Aacher Hof in Traben (historische Aufnahme) Die vierte Generation (zw. 1560-1635) - Die Namen „Caspari“ und „Caspary“ Die Kinder von Caspars Mathes und Hans Burkhard zu Litzig (Enkel von Caspars Clesgen) führten in vierter Generation nun auch den Namen
Caspari (Stamm der Corveyer Caspari und Stamm der Litziger Caspari). Die Kinder von Christoffel (Christoph) Caspari bildeten den Stamm der Aacher Caspari, die Kinder von Johannes Caspari den Stamm der Enkircher Caspari. Von Johannes Caspari Kirchenmeister und Gerichtsschöffe wird auch erstmalig seit ca. 1600 ein Familienwappen geführt. Die Kinder von Mathias Caspari bildeten den katholischen Stamm der Bernkasteler Caspary
und die Kinder von Hans Conrad Caspari den Stamm der Trabener Caspari Das Wappen “Caspari”
Die weitere Entwicklung Wie man im Verlauf der frühen Generationen sehen kann, befinden sich die Wurzeln des Namensstammes Caspari im Moselgebiet. Insoweit feststellbar ist auch, daß der Ursprung des Namens Caspari älter
ist, als der eine Generation späteren Nebenform Caspary, aber mit diesem eng verwandt ist. Wie man in alten Kirchenbüchern und Urkunden sehen kann, reichen die Berufe der Casparis von Kirchenmeister, Hofmann, Schöffe über Kirchenzensor bis hin zu Bäcker, Zimmermann, Küfer und Weingutsbesitzer. Vor allem Küfer und Weingutsbesitzer waren zunächst die verbreitetsten Berufe der Casparis, die seit 500 Jahren (seit 1490) auch heute noch im Moselgebiet Wein anbauen (den ältesten Weinbauhinweis
findet man übrigens 1599 im Kirchen-Gültbuch). Weingut Caspari-Kappel, Enkirch Weingut Karl Caspari, Traben Weingut Erich Caspari, Traben Das Weingut Karl Caspari Das Weingut Caspari-Immich Heute leben allein in Deutschland rd. 1300 Familien mit dem Namen Caspari und zusätzlich ca. 400 Familien mit dem Namen
Caspary. Erstaunlich ist, daß gerade den typisch deutsch klingenden und gerade in unserem Ort relativ häufigen Nachnamen „Bettner“ deutschlandweit nur ca. 70 Familien führen. Weitere Beispiele aus unserem Ort: „Dienstbach“ rd. 90 Familien, „Frühwirt“ und „Bremser“ jeweils rd. 290 Familien, „Gath“ rd. 330, „Stammberger“ und “Scherber” jeweils rd. 400, „Keiper“ rd. 510, „Erbe“ rd. 1600, „Flohr“ rd. 2200, „Metzler“ rd 3200, sowie “Eberhardt” und „Eichhorn“ jeweils rd. 6500 Familien. Im direkten
Vergleich ist also der Name Caspari nicht gerade selten. In den Ortschaften Arnsberg, Bad Pyrmont, Braunschweig, Chemnitz, Frankfurt a.M., Marsberg, Rocklitz, Syke und Zwickau gibt es sogar den Straßennamen “Casparistraße” und in Sommerhausen/Main eine „Casparigasse“. Das Gen der Urahnen (Zufall oder Tatsache?) Interessanterweise
läßt sich anhand verschiedener Datenbanken auch heute noch ein beruflicher Zusammenhang mit früher beobachten. Viele Casparis beschäftigen sich, wie die Vorfahren auch heute noch mit dem Weinbau, bemerkenswert viele sind immer noch in holztechnischen Berufen tätig (Ursprung Zimmermann, Küfer), andere haben eine juristische Linie eingeschlagen (Ursprung Schöffe, Geschworene) aber auch eine künstlerische Linie ist nachvollziehbar. Hedwig Caspari (1882-1922) war eine bekannte lyrische Dichterin
(Elohim), Gertrud Caspari (1873-1948) (Kinderland, du Zauberland) war bekannt für ihre Bilderbücher und Tina Caspari (Bille und Zottel) ist eine bekannte Kinderbuchautorin. Der Künstler Enrico Caspari entwirft Gemälde und Bühnenbilder (zB f. Udo Jürgens). Auch bei mir selbst sehe ich Zusammenhänge: Ich bin in der Musikbranche künstlerisch tätig und liebe die Arbeit mit Holz, genau wie mein Vater. Seine beiden Brüder ebenso. Einer, der jetzt in Australien lebt, ist gelernter Holztechniker und
Hobbymusiker, der andere ist gelernter Schiffszimmermann. Mein Großvater hatte eine Schreinerei und mein Urgroßvater war Musiktambour. Sicher werden viele andere Casparis eine ähnliche zugehörige Ader in sich entdecken. Es gibt anscheinend doch ein „Gen der Uhrahnen“, das irgendwo tief in jedem schlummert. Das Familienwappen Caspari (Aus dem deutschen Wappenkalender, Nr. 8443/85) Das Familienwappen der Familie Caspari wird bereits seit ewa 1600 von Johannes Caspari (*1570, +Enkirch 1632), Bürger in Enkirch, Kirchenmeister und Gerichtsschöffe geführt. Es zeigt ein Schild in Blau, ein silberner Schrägbalken, begleitet unten nach der Teilung von drei goldenen Lilien hintereinander. Auf dem Helm mit blau-silbernen
Decken eine goldene Lilie zwischen zwei silbern-blau, übereck geteilten Büffelhörnern.
(Wappen neu gezeichnet von Jürgen Caspari im Jahr 2001) |